Das Wort „Trauma“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Wunde“. In der Medizin wird es benutzt, wenn es um körperliche Verletzungen wie beispielsweise einen Knochenbruch geht. Aber auch unsere Seele kann Wunden davontragen, wenn die Schwere der Ereignisse die seelischen Bewältigungsmöglichkeiten übersteigt und uns in einen überflutenden Stresszustand versetzt.
Die Heftigkeit, Plötzlichkeit, Ausweglosigkeit oder Dauer der Bedrohung bringen uns in einen Zustand der absoluten Hilflosigkeit und Ohnmacht. Wir haben keinen Handlungsspielraum mehr – keine Flucht- oder Kampfmöglichkeiten – und geraten in einen „Angst-Schreck-Schock“.
Heute weiß man, dass neben klar erkennbaren existentiell bedrohlichen Situationen wie dem Verlust einer nahen Bezugsperson oder einem schweren Verkehrsunfall auch weniger auffällige Geschehnisse Auslöser für Psychotraumata sein können. Und es kann auch zu einer Traumatisierung kommen, wenn wir nicht direkt betroffen sind, sondern beispielsweise mitansehen müssen, wie ein anderer verunglückt.
Je jünger ein Kind ist, desto schneller gerät es in einen Zustand der Überwältigung und tiefen Verzweiflung. Verbunden mit Angst, Schmerz, Scham oder Ekel entsteht für das Kind eine sogenannte „Nichts- geht- mehr-Situation“. Dann sprechen wir von einem Trauma.
Unter traumatischem Stress werden im Gehirn reflexhafte Überlebensreaktionen ausgelöst, die der Schnelligkeit und dem Überstehen der Katastrophe dienen. Es werden Stresshormone ausgeschüttet, um den Körper leistungsfähiger zu machen. Das Sprachzentrum im Gehirn und das sogenannte biographische Gedächtnis (Hippokampus) werden dann nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Glukose versorgt. Somit wird die Wahrnehmung der traumatischen Erfahrung nicht als Ganzes im Gehirn gespeichert, sondern in einzelne Fragmente wie Gefühle, Gedanken, Bilder, Gerüche etc. zerlegt. Dabei bleibt das emotionale Gedächtnis (Amygdala) hoch aktiv und das Stresssystem kann sich nicht regulieren.
Werden wir nun zufällig durch einen Schlüsselreiz (Trigger) an die traumatische Situation erinnert, reagieren wir mit denselben heftigen Gefühlen von damals, weil unser Gehirn das Geschehene nicht als Vergangenes abspeichern beziehungsweise verarbeiten konnte.
Hinweise auf eine mögliche Traumatisierung können Schlafstörungen, Konzentrationsprobleme, Übererregung, Wutausbrüche, schlimme Albträume, Ängste oder Vermeidungsverhalten sein.
Nun ist es wichtig, die Verwundungszeichen der Seele zu erkennen und das Kind mit Sicherheit und Fürsorge einzuhüllen.